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Eigenwillig und starrköpfig suchten sie sich durchzusetzen und dem zuständigen Etatminister von Gaudi ihre Wünsche zu diktieren. “Wenn nur seiner königlichen Majestät es nicht ungnädig nehmen möchte”, schrieb der Beamte des Direktoriums, der das Protokoll aufnahm, an den Minister, “so wäre wohl an diesen widerspenstigen Leuten nichts verloren”. Sie blieben jedoch bei ihrem Willen, so dass der Minister seine Entscheidung, die Auswanderer zu Schiff nach Marienwerder zu schicken, zurücknehmen und ihnen Vorspannpferde stellen musste.

Dem mühsamen, über 600km langen Weg von Württemberg nach Berlin folgte nun die letzte noch 400km lange Strecke nach der neuen Heimat. Da es nicht anging, “Seiner königlichen Majestät getreuen Untertanen- wie es in der Verordnung hieß- mit einem so übermäßigen Vorspann von 36 Pferden zu belasten, mussten sie sich in zwei Gruppen teilen, die auf getrennten Wegen weiterfahren sollten. Sie wurden nach davon unterrichtet, dass der Marienwerder Kammer ihre Ankunft gemeldet sei und dass sie sich mit ihr wegen des in Erbpacht verlangten Gutes einigen sollten, und verließen dann Berlin. Die eine Gruppe fuhr über Schwedt, Pyritz, Arnwalde und Tuchel und andere über Küstrin, Garzig und Marienwalde.

Nach ungefähr einem Monat trafen sie in Marienwerder wieder zusammen, von wo sie südwärts in die Umgebung von Kulmsee zogen, wo sie nun säen und ernten wollten. Was machte es ihnen, dass die Regierung sie darauf hinwies, dass ihr vermögen nicht ausreichen würde, um die Höfe zu erwerben und über die ersten schweren Jahre hinwegzukommen! Mit der gleichen Zielsicherheit, mit der sie sich auf die Auswanderung begeben hatten, gingen sie daran, in Westpreußen sesshaft zu werden. Als sie die Zustimmung der Kammer in Marienwerder erhielten, dass sie sich das ausgesuchte Gut übergeben lassen und dessen Bewirtschaftung antreten konnten, waren alle Widerwärtigkeiten, die sie währen der Reise erduldet hatten, vergessen.

Ein leichtes Leben war ihnen in den ersten Jahrzehnten in der Heimat nicht beschieden. Aber sie saßen auf fruchtbaren Schollen als daheim in der württembergischen Flusstälern, so dass sie der Segen der Arbeit nicht ausbleiben konnte. Friedrich der Große hatte der neuen Provinz seines befestigten Staates keine besseren dienst erwiesen können, als die arbeitseifrigen Württemberger mit der Besiedelung zu beauftragen, deren Ururenkel in den weiträumigen angelegten Bauerndörfern auch auf ihren Höfen aushielten, als die Polen sie in der Nachkriegszeit durch die undenkbarsten Machenschaften von ihrer Scholle verjagen wollten. Die schwäbische Mundart im Weichselland verstummte nicht,; die schwäbischen Bauern in Westpreußen wussten, dass ihre Heimat einmal wieder mit der alten Heimat im großdeutsche Reich vereinigt sein würde.

 

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